Traueranzeige Helgoland Juni 2009

 

Kunst bleibt eine Insel – ein Tod auf Helgoland

Kunstfestival scheitert an mangelnder Kooperationsbereitschaft

Ursprünglich war in diesem Jahr das fünfte Kunstfestival „Kunst ist eine Insel“ der internationalen Künstlergruppe PARADOX auf Helgoland geplant. Eine Veranstaltung, die weit über die regionalen Grenzen bekannt ist und schon unzählige interessierte Besucher auf die Insel gebracht hat. Dieses Kulturereignis mit seinem internationalem Flair dürfte zu den größten und abwechslungsreichsten Veranstaltungen dieser Art in Deutschland zählen und brachte im dreijährigen Rhythmus seit 1998 nicht nur bildende Künstler aus den Bereichen Malerei, Skulpturen, Design, Grafiken, Holzstichen, Collagen, Lithografien, Radierungen, Fotoarbeiten, Keramiken, Installationen, kinetischen Objekten und mehr auf den roten Felsen, sondern ebenfalls Theater, Performance, Autorenlesung, Liedermacher, Live-Musik, Videoaufführungen, orientalischen Tanz, Malkurse, Kreativ-Work-Shops und andere phantasievolle Kunstaktionen. Insgesamt über 200 Künstler aus verschiedenen Ländern und zuletzt sogar mit Schwerpunkt China, bereicherten in all den Jahren das kulturelle Leben auf Helgoland und verwandelten die Insel jeweils für zwei Monate zu einem besonderen Kunsterlebnis. Nicht nur die Gäste, sondern auch viele Insulaner selbst wussten dieses Angebot überaus zu schätzen. Besuche der vormaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis, des derzeitigen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen sowie weiterer Landespolitiker und die Schirmherrschaft des Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann unterstrichen die öffentliche Bedeutung dieser Veranstaltung.

Trotz aller positiven Resonanz wird „Kunst ist eine Insel“ auf Helgoland in Zukunft nicht mehr statt finden.

Für den Kurator der Künstlergruppe PARADOX, B.J. Antony, war das Kunstfestival mangels notwendiger Absprachen zur Zusammenarbeit mit entscheidenden Vertretern der Gemeindeverwaltung bereits Ende Februar 2009 erledigt. Er hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass bis zu diesem Zeitpunkt ein Konsens gefunden werden müsse. Also zog er die Konsequenz und sagte offiziell unter den gegebenen Bedingungen die Fortführung des Kunstfestivals ab. Wegen der gewachsenen Tradition und engen Verwurzelung mit der Insel plante die Künstlergruppe, eine Traueranzeige zum Ableben der allseits geschätzten Veranstaltung aufzugeben. Noch bevor diese Traueranzeige erschien, intervenierte allerdings im letzten Moment am Abend vor Anzeigenschluss der Tourismusdirektor von Helgoland, Klaus Furtmeier, und versprach, sich für den Fortbestand des Kunstfestivals einzusetzen, wenn diese Anzeige zurückgezogen würde. B.J. Antony musste minutenschnell entscheiden, und da er der Veranstaltung noch eine Chance geben wollte, stimmte er zu. Dies war der größte Fehler, den er bisher in seiner fast anderthalb Jahrzehnten währenden Organisationsarbeit für PARADOX gemacht hat, wie er inzwischen freimütig zugibt. Denn wie er feststellen musste, ging es dem Tourismusdirektor in keiner Weise darum, dass Kunstfestival doch noch zu realisieren. Er wollte lediglich die Traueranzeige verhindern und Zeit gewinnen, um eine Ablehnung seinerseits begründen zu können. Also stellte er unsinnige Anforderungen wie z.B., dass PARADOX nachweisen solle, dass zusätzliche Gäste wegen des Festivals auf die Insel kämen und in der Gastronomie sowie im Einzelhandel deswegen mehr umgesetzt werde, brachte die Sache vor den Bäder- und Verkehrsausschuss der Gemeinde Helgoland und teilte danach in einer Email lapidar mit, dass der Ausschuss seine Entscheidung, das Kunstfestival nicht zu unterstützen mitgetragen habe. Kooperation sieht anders aus, wie B.J. Antony dazu vermerkt, zu diesem Vorgehen müsse er verständlicherweise keinen Kommentar abgeben.

Der Künstlergruppe PARADOX bleibt, allen Insulanern und „Festländern“, die dies Kunstfestival tatkräftig und ideell unterstützt haben, herzlich zu danken und darauf hinzuweisen, dass es nicht an den Künstlern, sondern an der fehlenden Bereitschaft zur Zusammenarbeit der entscheidenden Vertreter der Gemeindeverwaltung gescheitert ist. Eins scheint an dieser Stelle niemals angelangt: PARADOX hatte nichts zu verlieren, Helgoland schon. Und über die weiteren vielfältigen Projekte der Künstlergruppe kann man sich unter der Internetadresse www.paradox-online.de wie immer ausführlich informieren.

 

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